Auf Gottes all-übertreffende Güte

[37] Grund guter Gott / wer kan zuviel doch von dir denken?

hat mehr denn / als das Meer / ein tröpflein Feuchtigkeit?

hab' ich mehr treue Sorg / als der / der alls bereit?

Ach nein! dein Gnaden-Meer kan alles überschwenken!

in dein' unendlichkeit / will ich den Wunsch versenken:

Du ewig-würkends Wort! würk' auch in dieser Zeit /

und deiner Güte Ruhm in alle Welt ausbreit!

zeig / daß du kanst mehr guts / als wir erdenken / schenken.

Ach laß / ach laß' einmal / die starke Zuversicht

zu deiner hohen Gnad' / am bösen Welt-End siegen!

laß' / eh sie untergeht / auf flammen noch dein Liecht:

daß die Angst-Müden noch neu Adler Flügel kriegen.

Schick' eine Morgenröt / eh dein Sohns-Sonn' anbricht.

Sing' uns ein Schwanen Lied / eh wir im Zügen ligen!

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 37-38.
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Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte
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