Die tröstliche Gottes Gnade

[40] Ja es gehn nicht so viel Staublein aus der Sonnen Strahlen Liecht /

als aus Gottes Wundern / Trost und bewehrte Hülffesschlüße.

wann ich durch Vertrauens Krafft seine Gnaden mir eingieße /

schadt das aussen Vnglücks Stürmen / meiner Sinnen-Ruhe nicht.

durch die trüben Trübsal wolken / blickt dein Gnaden-Angesicht.

deiner Gnaden milder Thau / ist in saurer Angst sehr süsse:

thu mich / wie der Perlen-Schneck / auf / damit ich ihn geniesse.

meines Geists begeiste Nadel nach dir / ihrem Stern / sich richt.

Ach mein Gast / es ist wol leicht / leider! leicht ihm vorgenommen:

aber ach! die matte That / kan so hart zum Ziel hinkommen.

Mein Gott / der mit reichen Willen / ihm zu dienen mich begabt /

wird vor lauter werk es rechnen / was ich guts im Sinn gehabt.

Er wird meiner Schwachheit auch nicht nur verauch Kräffte geben /

daß sie / alle Noht besiegt / wird in Ihm / in mir auch leben!

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 40-41.
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Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte
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