In äusserster Widerwärtigkeit

[61] Ach kanstu auch / mein Herz / den Himmel / ohne weinen /

ohn' innern Herzens-brast / und äussern Thränen See /

ansehen? daß ich nicht vor lauter weh vergeh /

dieweil er gegen mir / ganz stählern ist und steinen!

Ach mag die Sonn' auch was so Elendes bescheinen?

faß dir / mein Herz / ein Herz / und Leuen mütig steh'

im Vnglücks-mittel- punct / das jederman dann seh /

wie deine Tugend sich in trübsal pflegt zu feinen.

Halt Gottes willen still! bricht schon das Herz vor schmerz /

wann nur der Wille ganz / ihm treu zu dienen / bleibet.

Streit' / ihm zu Lob / mit dir: daß nicht nur Blut austreibet /

besonder Geist und Krafft / verbrenn die Lebens-Kerz

in seiner treuen Brunst. Denk / löblich ist der Sieg /

wann nur mein Gott geehrt / wann ich schon unter lieg.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 61-62.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte
Geistliche Sonnette, Lieder und Gedichte