Auf die unverhinderliche Art der Edlen Dicht-Kunst

[87] Trutz / daß man mir verwehr / des Himmels milde Gaben /

den unsichtbaren Strahl / die schallend' Heimligkeit /

das Englisch Menschenwerk; das in und nach der Zeit /

wann alles aus wird seyn / allein bestand wird haben /

das mit der Ewigkeit / wird in die wette traben /

die Geistreich wunder-Lust / der Dunkelung befreyt;

die Sonn' in Mitternacht / die Strahlen von sich streut /

die man / Welt-unverwehrt / in allem Stand kan haben.

Diß einig' ist mir frey / da ich sonst schier Leibeigen /

aus übermachter Macht des Vngelücks / muß seyn.

Es will auch hier mein Geist / in dieser Freyheit zeigen /

was ich beginnen wurd' / im fall ich mein allein:

daß ich / O Gott / dein' Ehr vor alles würd' erheben.

Gieb Freyheit mir / so will ich Ewigs Lob dir geben.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 87-88.
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