Auf des Traurenden Christi / herz- und schmerzliches Gebet

[133] Der die Erde selbst erschaffen: fällt hie auf sein Angesicht /

auf die Erd. Es betet hier / der aufs höchste anzubeten.

Der uns all' aus Noht erlöst / zaget hie in seinen Nöten.

Ach sein Fußfall / uns im Himmel Ewig das Gesicht aufricht.

Wie der Fall des ersten Menschen / unsern Vnschuld Thurn abbricht:

also fällt der ander' / uns aus dem Schuld-Thurn zu erretten.

Ein Ort / ihn in Abgrund senkt: und das ein' an dieser Ketten

zieht / durch sein Verdtenstes-Schwärheit / uns in Gottes Gnaden-Liecht.

Selbst die Vnbeweglichkeit / die dem Felß zersplittert / zittert.

Der die Erden beben macht / bebet selbst vor Furcht und Angst.

Gottes Zornes- Donner ihm alle Aederlein zersplittert:

daß du deren Heiles-Kräffte / meine Seel / dadurch erlangst;

und der Balsam seines Bluts / vom zerbrochnen Glas / dem Leibe /

sich in dich ergieß' und fließ / Ruch und Ruh in dir verbleibe.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 133-134.
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