Von Frucht und Empfindung der Auferstehung

[171] Ersteh' auch jetzt in mir / mein Herrscher / durch den Glauben;

ersteh' / mit deiner Macht / in meines Herzen Grund:

daß ich dich lebend jetzt beweiß' im ganzen Rund!

laß / vor erhitztem Fleiß / verkündend dich / mich schnauben.

Wollst deiner Gnaden-Sonn' auch aufzugehn erlauben.

Walz allen Irrungs-Stein von meinem Herz und Mund /

dich zubekennen frey und kecklich / alle Stund.

Laß meinen Herzens-Trost mir kein Geschöpffe rauben.

Bleib / weil es Abend ist / in dieser Welt bey mir.

Gib Felsen-Honig auch den Trost-Safft deiner Wunden.

Ich hab den Herzen-Brand aus deinem Wort entfunden:

du regest nicht allein / du stillst auch die Begier.

Mein Herz / das aller Welt / nur dir / HERR / nicht verschlossen /

hat dein' Erstehungs-Krafft und beyseyn recht genossen

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 171-172.
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