Auf eben dieselbige

[180] Nicht nur in Noht und Tod / auch wesentlich im Mund /

gibt sich mein Liebster mir / mit Süssigkeit zufühlen.

Sein Lieb-erhitztes Blut solt meine Herz-Hitz stillen.

Ich küss' / und iss' ihn gar vor Lieb' in meinen Schlund.

Nicht näher er sich ja mit mir vermählen kund.

Er gibt sein eignes Herz / mir meine Gier zu stillen:

vermacht sich uns selbselbst in seinem letzten Willen /

der auch sein Erster war noch vor der Erden Grund.

Ach schick ein Flammen-Heer / die Andacht zuentzünden.

Der Herz-Bereiter komm / dein Geist mach dir die Bahn:

er schick die Tugenden / als Seelen-Zier / voran /

auf daß du kanst dein Haus rein und bereitet finden.

Gott / der du dich mir gibst! gib / daß ich würdiglich /

und daß mit deiner Gnad' ich könn' entfahen dich.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 180-181.
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