Xenien

1 Fouqué

[375] Freundlich sei mir gegrüßt, polarischer Feuerländer,

Immer reizend und neu, singend dein alt Pescheräh!


2 Tieck

Dir auch töne mein Gruß, du herrlicher Maler-Torso,

Brust und Auge wie schön, weh, ob der fehlenden Hand!


3 Goethe

(anno 1818)


Sage, was stört deine Ruh, o Schatten des göttlichen Goethe,

Daß du neblicht und kalt wallst um dein eigenes Grab?


4 Der Verfasser der Ahnfrau

Gleich dem schaffenden Geist kannst du blitzen und donnern und regnen,

Aber erquicket, wie seins, auch dein Gewitter die Flur?


5 Die Altdeutschen

[375] Herrlich nehmt ihr euch aus in der Ahnen blankem Gewaffen,

Kräftig stehet ihr da, aber nun schreitet einmal!


6 Die Kritiker, Gebrüder Schlegel

Flackernd erscheint ihr im Sturm, ihr schimmernden Dioskuren,

Doch nur sich selbst zeigt das Licht, leider! und nicht auch den Weg.


7 Jean Paul

O, wie so gerne, Jean Paul! pflück ich deine herrlichen Früchte,

Hab ich glücklich den Zaun blühender Hecken passiert.


8 Schiller

Wohl erblickt' ers vom Berg und kannt es, das Land der Verheißung,

Doch, da ers siegend betrat, nahm ihn ein zürnender Gott.


9 An die Kritiker

Regellos scheltet ihr mich, weil mein Werk in die Regel nicht passet?

Aber versucht es! vielleicht passet die Regel ins Werk!


10 Müllner

Einmal gewährte der Gott? jetzt willst dus selber ertrotzen?

Wenn er gleich Harfner sich nennt, Harfe vielmehr ist der Mensch!


11 Lessing

Tapferer Winkelried! Du bahntest den Deinen die Gasse,

Dein ist, Starker, der Sieg! hast du ihn gleich nicht gesehn.

Quelle:
Franz Grillparzer: Sämtliche Werke. Band 1, München [1960–1965], S. 375-376.
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