[Es steht nicht gut in unsrer lauten Welt]

[527] Es steht nicht gut in unsrer lauten Welt.

Die Kräfte, die im Ebenmaß verteilt,

Das Ganze hielten streng im Gleichgewicht,

Sie drängen sich gesamt nach einem Punkt,

Der umschlägt, überfüllt, sieht man nicht vor.

Die Zeichen sind betrübt. Wer angewohnt,

Nur schwarz zu sehn, verzweifelte wohl gar[527]

Und wähnte sich am Rand der letzten Dinge.

Doch ist ein Punkt, der Hoffnung gab und gibt:

Der Mensch, er ist nicht schlimm. Denn wär er es,

Dieselbe Welt bestünde nicht bis heut

Und Untreu und Verrat und jedes Unrecht,

Sie hätten längst zerstört das schöne Ganze,

Das, als bestanden, bürgt für sein Bestehn.

Der Mensch, er ist nicht schlimm

Quelle:
Franz Grillparzer: Sämtliche Werke. Band 1, München [1960–1965], S. 527-528.
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