147. Erbauung des Doms zu Stendal.203

[137] Der Dom zu Stendal, eines der herrlichsten alten Bauwerke in der ganzen Mark Brandenburg, ist nach Einigen von dem Grafen Heinrich von Gardelegen, nach Andern von dem Grafen Heinrich von Osterburg gestiftet worden. Nun ist einer derselben ein gar arger Sünder und Spötter gewesen, also daß ihn der Erzbischof von Magdeburg in den Bann that. Der Graf aber hat sich deß wenig gekümmert, sondern hat höhnend gesagt, er wolle doch einmal zusehen, ob es wahr sei, was die Leute sagten, daß selbst die Hunde nichts annehmen von einem, der im Bann sich befinde. Er ließ also seine Hunde alle zusammenkommen und warf ihnen Brod vor, und siehe da, keiner derselben wollte auch nur ein einzig Stücklein aufheben. Da ging der Graf in sich, erkannte seine vielen und großen Sünden und stiftete, um dieselben zu büßen, den Dom zu Stendal. Dies geschah im Jahre 1188, und darauf hat der Erzbischof ihn aus dem Bann gethan.

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Nach Temme S. 2 etc. und Weihe Bd. II. S. 127 etc.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 137.
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