187. Die geldfressende Besessene.247

[165] Philippus Melanchthon erzählt, daß in der Mark Brandenburg248 eine junge Dirne mit dem bösen Geist besessen gewesen. Diese zog von den Kleidern der Umherstehenden oder Vorbeigehenden die darauf befindlichen oder hervorstehenden Fäserlein, welche sich in ihren Händen in Münzen verwandelten von der Art, wie sie im Lande gangbar waren; diese zerkaute sie mit einem abscheulichen Zähneknirschen. Etliche nahmen ihr diese Stücken und fanden, daß es gut Geld war und bewahrten sie zum Gedächtniß. Bisweilen ward sie vom Satan geplagt, aber nach etlichen Jahren von diesem tyrannischen Geiste erlöset auf unaufhörliche Fürbitte der christlichen Gemeinde und hat man auch nicht die geringsten Ceremonien dazu gebraucht. Dies hat sich begeben im Jahre 1538. Andere melden, daß sie auch glühende Kohlen vom Heerde genommen und gegessen habe.

247

Nach Remigii Daemonolatria Th. II. S. 114.

248

Es ist dieses wohl dieselbe Sage, die nach Frankfurt a.d.O. versetzt wird, oben S. 86.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 165.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagenbuch des Preußischen Staats
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Erster Band
Sagenbuch des Preußischen Staats: Zweiter Band