490. Der Storkauische Hof zu Kelbra.579

[449] Unter der Rothenburg liegt das zu Preußen gehörige Städtchen Kelbra, eigentlich Kälberaue von seiner guten Kälberzucht genannt. Im Jahre 1597 bei einer Theuerung daselbst entstand unter dem hungrigen Volke ein Geschrei, es finde sich zwischen Kelbra und Auleben in einem Berge schönes und lauteres Mehl; darauf war ein großes Zulaufen auf den Straßen darnach und wollte ein Jeder solches Mehl holen und verbacken. Allein die Meisten, die davon gegessen, sind daran gestorben. Damals war hier ein Nonnenkloster, dem heil. Georg geweiht, davon sind nur noch Trümmer übrig, die Stätte aber, wo es stand, ist jetzt mit Oeconomiegebäuden besetzt und heißt der Storkauische Hof. Von da aus geht der Sage nach ein Gang hinauf bis an die Keller der Rothenburg, durch welchen man Proviant und Nachrichten hinaufschaffte. Ein Besitzer dieses Hauses soll einen Bund mit dem Teufel gemacht haben und von diesem nach Ablauf des Pactes geholt worden sein und zwar durch die Feueresse, wovon unten am Gemäuer noch die Blutspur zu sehen ist, wie der Verdammte hin- und hergeschleudert wurde.

579

Nach Bechstein Th. IV. S. 61.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 449.
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