700. Die Erbauung der Stadt Münster.816

[677] Um das Jahr 568 war der Longobardenkönig Alboin mit einer gewaltigen Heeresmacht in Italien eingefallen um sich hier ein eigenes Königreich zu gründen; an ihn hatten sich etwa 20,000 Sachsen angeschlossen, welche ihr Glück in der Fremde versuchen wollten. Allein es gefiel ihnen nicht lange in dem Lande Italien; Alboin wollte ihnen neue Gesetze aufdringen und so sehnten sie sich in ihre heimischen Länder zurück. Sie führten diesen Wunsch auch aus und zogen durch Gallien in ihr Vaterland zurück. Allein während ihrer Abwesenheit hatten die Schwaben ihre Wohnsitze eingenommen und wollten natürlich dieselben nicht wieder hergeben. Indeß[677] boten sie, um Blutvergießen zu vermeiden, den Sachsen an, das Land mit ihnen theilen zu wollen; allein davon wollten diese nichts wissen, sondern verlangten ihre unbedingte Entfernung, und da die Schwaben dies natürlich nicht eingingen, so kam es zum Kampfe. Indeß die Schlacht fiel für die Sachsen unglücklich aus; es fielen ihrer 14,000, und die übrig gebliebenen 6000, die geschworen hatten, ihr Haupt- und Barthaar nicht eher wieder zu ordnen, als bis sie Rache genommen hätten, richteten auch in einer zweiten Schlacht nichts mehr aus, sie wurden abermals geschlagen. Nun zogen sie fort über die Weser nach Westen hin und kamen in eine große Ebene an den Fluß Aa, wo sie sich lagerten und zu bleiben beschlossen. Mit Schmerzen erinnerten sie sich hier an das schöne Land, dessen Wohnsitze sie einst verschmäht hatten, und bauten zum Andenken an das herrliche Mailand, in dessen Nähe sie früher gewohnt hatten, eine Stadt, welche sie gleichfalls Mailand nannten und welche nach allerlei Umgestaltungen des Namens gegenwärtig Münster heißt.

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S. Münsterische Geschichten S. 195 etc.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 677-678.
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