834. Von dem Abte, der in einen Raben verwandelt ward.956

[781] Bei Baulanne (so heißt ein Gebüsch bei Wiedenbrück) liegt ein Stück Feld, auf diesem spukt ein Geist in Gestalt einer Krähe. Nun stand einst in der Nähe dort ein Kloster, worin viele Mönche waren (man weiß nicht, ob es das Kloster zu Kleholz oder das zu Marienmünster war). Diese Mönche baten einen Bauern um ein Stück Feld, welches sie pachten wollten. Das gab ihnen der Bauer nach und sie bezahlten einige Jahre ihren Pacht. Allein der Mann kam mit der Zeit in schlechte Umstände und wollte sein Land gern wiederhaben. Darüber war aber der Abt oder Prior ungehalten, er bat also den Bauer, er möge ihm das Feld so lange lassen, als sich[781] das, was sie darauf säen wollten, in demselben halten werde. Hiermit war auch der Bauer einverstanden und dachte nicht, daß der Abt eine Hinterlist ausführen wolle. Dieser säete aber anstatt Roggen Eicheln in das Land. Da sah der Bauer seinen Irrthum ein und verklagte den Abt, er konnte aber kein Recht bekommen, sondern ward von demselben hartherzig zurückgewiesen und kam ganz in Armuth. Nach einiger Zeit starb jedoch der Abt und nun geht er in dem Gehölze spuken. Wenn arme Leute kommen und Holz holen wollen, so entsteht ein heftiger Wind, so daß Alles, was sie geholt haben, wieder fortgeweht wird, oder es fliegt ein Rabe über ihre Köpfe und schreit ganz jämmerlich und dann fängt das Holz an zu brennen.

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S. Firmenich Bd. I. S. 301.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 781-782.
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