d) Rübezahl jaget auch im Winter.

[312] Untem am Gebürge soll ein schlichter Mann wohnen, der zu Sommers-Zeiten diese Gewohnheit hat, daß er mit seiner Sensen aufs Gebürge gehet, alda das Gras abmeyet, und darnach an den Klippen in Hucken übereinander leget, biß er im Winter mit einem Schlitten über den gefallenen Schnee füglich hinauf fahren könne, und alßdenn solches gewordene Heu zu sich herunter bringe. Solchem Mann soll es oft begegnet seyn, daß der gedachte Geist ihn in Gestalt eines Jäger-Meisters mit einem Pferde unvermuthlich angerennet, daß er sich drüber verwundert, woher er kommen möchte, oder[312] droben zwischen den unebenen Felsen fortkommen könnte. Ja es soll der Rübezahl bisweilen ihme so nahe gerathen, und mit seinem schnaubichten Pferde über den Hals gleichsam geritten seyn, daß der Schaum auf den Achseln darvon kleben geblieben, darbei er denn auch gefraget: »Was machst du hier?« Resp. »Ach Herr! ich habe ein Bißgen Heu geholet.« Und hierauf war er denn immer fortgeritten, der Mann aber hatte sich nicht minder bald herunter nach Hause verfüget.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 312-313.
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