294. Der Hanka-Brunnen bei Colm.

[360] (S.S. Gottl. Frentzel, Chronik von Hoyerswerda. Leipzig 1744 in 8°. S. 204.)


Bei Hoyerswerda liegt ein Dorf, Weiß Colm genannt, hinter dessen Kirche ein Berg, der sogenannte Weinberg sich befindet, an dessen Fuß ein Brunnen, Hanka genannt, ist, der alle Jahre von Johannis bis Michaelis trocken ist. Dies geht so zu. Bei diesem Brunnen pflegte das Jahr über eine ledige Weibsperson aus dem Dorfe Leinwand zu bleichen und sich davon zu ernähren. Diese hieß Hanka oder Anna und nach ihr bekam der Brunnen denselben Namen. Da kam sie einst ins Gerede, sie sei schwanger, sie ward deshalb vor Gericht vorgenommen und zur Rede gesetzt. Da leugnete sie aber und sagte, so sie schwanger sei, solle ihr Gott den Brunnen vertrocknen lassen. Das ist auch alsbald geschehen und derselbe vertrocknet noch alle Jahre um dieselbe Zeit.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 360.
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