387. Der Kampf der Blinden zu Stralsund.

[445] (S. Berckmann, Strals. Chronik S. 8. 9.)


In dem folgenden Jahre 1415 hat der Rath zu Stralsund zu Fastnacht abermals ein Possenspiel abgehalten. Er ließ nämlich auf dem alten Markte alle Blinden aus der Stadt zusammenkommen, die bekamen jeder eine Keule, und dann ward ein Schwein in ihre Mitte gebracht, das sie mit den Keulen todtschlagen sollten, rund um sie her waren aber Planken gezogen, damit das Schwein nicht entlaufen könne. Die blinden Menschen schlugen aber natürlich statt das Schwein zu treffen, mit ihren Keulen auf einander los, daß sie Löcher und Beulen davon trugen. Anfangs ließen sie sich davon nicht stören, zuletzt aber war es ihnen doch zu unbequem, und nun fühlten sie denn wirklich erst hin, ehe sie zuschlugen, wo das Schwein war, und so gelang es ihnen, dasselbe zu tödten.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 445.
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