784. Die Bockreiter.

[697] (Nach Enslin S. 224.)


Einst gingen zwei junge Forstleute aus Niederrad in die Stadt, um dort ihre Besoldung zu erheben, leider aber setzten sie sich, statt nach Hause zu gehen, in eine Kneipe und vertranken das bekommene Geld. Mittlerweile aber kommt der Abend heran und es wird Zeit nach Hause zu gehen. Während dem hat es aber tüchtig gegossen und der Weg ist sehr schlecht geworden. Wie sie nun vor's Thor kommen, da denken sie, ach wenn ihr doch schon daheim wäret, und einer von ihnen, ein gottloser Bursche, der wünscht sich ein Paar tüchtige Teufelsböcke herbei, selbst wenn sie deshalb dem Bösen ihre Seele verschreiben müßten. Kaum aber hat er den frevelhaften Wunsch ausgesprochen, da sitzen sie auch Beide auf zwei tüchtigen, Feuer schnaubenden Böcken, welche sie in sausendem Galopp nach ihrem heimathlichen Dorfe tragen. Schon sehen sie die ersten Lichter des Dorfes, da fällt ihnen ein, daß sie doch nicht gut auf solchen Rossen in dasselbe einreiten können und sie fluchen abermals, der Teufel solle die Böcke holen. Gleich sind sie verschwunden, die beiden Jäger aber stehen wieder vor dem Frankfurter Thore und müssen nun bei Wind und Wetter den schlechten Weg nach Hause zu Fuße machen.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 697.
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