993. Drei Kreuze.157

[831] (S. Kuhn, Westphäl. Sagen Bd. I. S. 76.)


Auf dem Wege von Osnabrück nach Melle, zwischen Bissendorf und Gesmold in der Bauerschaft Uedinghausen, gewahrt man drei steinerne Kreuze. Sie bezeichnen die Stätte dreier Mordthaten. Drei Brüder, Namens Abendrop aus Nemden, hatten eine Erbschaft anzutreten, zwei von ihnen vom Teufel der Habsucht geblendet hatten sich aber verschworen den dritten umzubringen, um seinen Theil zu besitzen. Sie lockten also den Arglosen in der Dämmerung unter einem Vorwande tief in den Wald hinein, dort fielen sie über ihn her und erschlugen ihn. Noch strömte sein Blut aus der Todeswunde, da fiel dem Jüngsten plötzlich ein, daß es doch besser für ihn sei, wenn er allein das ganze Erbe besitze, sofort fiel er über den Zweiten her und bald lag auch dieser todt zu Boden niedergestreckt. Da fiel der bleiche Schimmer des Mondes herab auf das Todtenfeld und wie der Doppelmörder so die blassen Leichen seiner gemordeten Brüder vor sich daliegen sah, da ward er sich der ganzen Schwere seiner Schuld bewußt und stieß sich den noch vom Bruderblute warmen Stahl in die Brust. Das sind die drei Kreuze am Wege.

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Dies sind dieselben drei Kreuze im sogenannten Kurrel in der Holter Mark auf dem Wege nach Nemden, wo drei Juden zusammen einen Raub ausführten, zwei den Dritten, der inzwischen Speisen herbeigeschafft hatte, ermordeten und dann an dem Gift, das dieser ins Essen gethan hatte, starben (s. Mittheil. a.a.O. Bd. III. S. 222).

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 831-832.
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