1010. Die große Grete.

[840] (S.d. Mittheil. a.a.O. S. 401.)


Zu Tecklenburg auf dem Schlosse stand in alten Zeiten eine große Kanone, »die grote Greite« genannt, berühmt durch ihren weiten und scharfen Schuß. Sie hatte die Inschrift: »Grote Greite heit ick | Saven Mielen scheit ick | Den ick dräp, der greut ick.« Einstens, so erzählt die Sage, führte der Bischof von Münster mit dem Grafen von Tecklenburg, seinem unruhigen Nachbar, eine heftige Fehde und der General des Bischofs hatte sein Lager auf der St. Moritz-Heide vor Münster aufgeschlagen. Als derselbe an einem schönen Tage im Freien vor seinem Zelte speiste, da richtete der Constabler auf der Schanze zu Tecklenburg die große Grete auf die mit leckern Speisen besetzte Tafel vor ihm und schoß ihm, zur Probe seiner Kunstfertigkeit, den Braten vom Tische. In Folge dessen beredete der erschrockene General seinen Bischof mit dem Grafen Frieden zu schließen.

Die große Grete war übrigens von Silber, stark mit Kupfer versetzt. Der König von Preußen, damals Markgraf von Brandenburg, hatte das Geld sehr nöthig und ließ daher, als er in den Besitz der Grafschaft kam, Münzen mit seinem Brustbilde daraus schlagen, welche deshalb sämmtlich recht rothe Gesichter haben.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 840.
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