1301. Die Weihnachtsfeier im Kloster Preetz.

[1056] (S. Jahrb. Bd. IV. S. 278.)


Während im Holsteinschen überall seit der Reformation die sonst von früher her üblichen Messe in der Christnacht abgeschafft war, blieb es im Kloster Preetz allein noch Sitte, in der Christnacht Gottesdienst zu halten und dabei ward das Christkind von den Klosterfräulein gewiegt. Als man zum ersten Mal diesen Gebrauch abschaffen wollte, ertönte dennoch die Orgel zur gewöhnlichen Zeit; ein Fräulein verwunderte sich darob und ging mit ihrer Jungfer in die Kirche, aber dort war ihr Alles so wunderbar. Kaum hatte sie sich in ihren Stuhl niedergesetzt, so kam ein weißgekleidetes Fräulein und sprach: »Sie solle hingehen und den Andern sagen, sie möchten Weihnachtabend halten, sonst würden sie (die Todten) es thun.« Das Klosterfräulein that, wie ihr befohlen, und alle gehorchten; sie selbst aber konnte nicht mehr mitgehen und drei Tage darauf war sie todt. Jetzt hat aber diese Weihnachtsfeier im Kloster längst aufgehört.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 1056.
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