Als er ihrentwegen viel leiden muste, doch dabey nicht verzagte

[249] Mein Herz, verzage nicht!

Die Liebe macht's mit allen so;

Ein Herz voll treuer Pflicht,

Wird ohne Gram nicht froh.

Es fällt zwar ziemlich schwer,

Eh uns das Kummermeer

Zum sichern Friedenshafen bringt;

Man zittert, seufzt und sinckt

An Muth und Sinn

In Stürmen hin,

Der Ancker reißt die Hand,

Doch wer sich zwingt und hoft, der kommt gleichwohl ans Land.


Was leid ich nicht um dich,

Du mir ins Herz geprägtes Bild!

Die Sehnsucht jaget mich

So wie ein schüchtern Wild;

Mein Schlaf ist nur ein Qualm,

Mein Lied ein Klagepsalm;

Die Angst der bangen Einsamkeit

Begräbt mich vor der Zeit,

Weil ich den Kuß

Entbehren muß,

Der so viel Lust verspricht.

Doch hof ich alles auszustehn; verlas nur du mich nicht!


Verlas nur du mich nicht,

Du Engel, deßen treuer Geist

Und holdes Angesicht

Mir noch den Troststern weist;

Der Himmel wird einmahl

Uns nach so vieler Qual

Der Hofnung Siegeskranz verleihn

Und mich durch dich erfreun.[250]

Drum liebe still,

Wie ich auch will,

Und sieh geduldig zu;

Die Straße, so uns jezo trennt, führt unvermerckt zur Ruh.


Ich liebe meinen Schmerz,

Weil du, mein Engel, Ursach bist;

Du hast mein ganzes Herz,

Dies raubt dir keine List.

Was hilft's uns, daß man weint?

Was jezt unmöglich scheint,

Das ist gewis ein Übergang;

Der Grillenfang macht kranck.

Es rühret mich

Schon innerlich

Ein Trieb der Zärtligkeit,

Die mir dein künftiger Besiz so wie dein Nahme deut.

Quelle:
Johann Christian Günther: Sämtliche Werke. 6 Bände, Band 1, Leipzig 1930, S. 249-251.
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