[227] Himmel, ich erschröcke;
Was ich riech und schmecke
Stinckt nach Höllenglut,
Weil der Streich der Rache
Meiner bösen Sache
Schwer und bange thut.
Angst und Noth,
Ja gar der Tod
Zeigen der verwirrten Seele
Schon die Abgrundshöhle.
O was soll mich retten?
Die Verzweiflungsketten
Binden Muth und Geist,
Welchen sein Gewißen
Auf dem Unruhküßen
Unaufhörlich beißt.
Meine Schuld
Bringt Ungedult
Und verstößt mein schwach Gemüthe
Von des Höchsten Güte.
Freund der Menschenkinder,
Arzt der krancken Sünder,
Hirte, Fürst und Held,
Reicher Schaz der Armen,
Abgrund vom Erbarmen,
Heil der ganzen Welt,
Du mein Hort,
Sprich jezt ein Wort
Und verdecke mein Gesichte
Vor dem Zorngerichte.
Bey dem theuren Blute,
Das du mir zu gute[228]
Bis ins Grab versprizt,
Bey der Liebesflamme,
Die am dürren Stamme
Deine Brust erhizt,
Bitt ich dich,
Ach suche mich
Als ein Schaaf von deiner Heerde,
Daß ich klüger werde.
Satans List und Wafen
Sollen wenig schafen
Und mit Schimpf bestehn:
Bist nur du im Streite,
Kan mir Sieg und Beute
Nimmermehr entgehn.
Heiland, nimm
Des Vaters Grimm
Und verscharr ihn in dem Grabe,
Wo ich Zuflucht habe.
Höllische Philister,
Nehmt mein Schuldregister
In den Abgrund mit!
Daß kein Engel würge,
Macht ein theurer Bürge,
Der auch mich vertritt,
Da das Pfand
Der Gnadenhand,
Die mich jezt zur Tafel führet,
Meine Buße zieret.
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