(LXX.)

Die Festmacher.

[232] Als ich dieser Tagen gefraget wurde / was ich von den Festmachern hielte? habe ich mit einem Wort versetzet / daß ich es für eine Teuffelskunst achte / welche eines Christen Menschens vertrauen von Gott ab / und auf deß Satans Betrug wendete. Man sagte mir hingegen / daß solches gleichwol helffe / und ihrer viel gefunden würden / denen das schiessen nicht schaden könne: ja sie hangen ihre Kunst in einem Zettel einem Hund an / und machen ihn fest wie Stein und Eisen. Wol / sagte ich / der alte Teuffel ist wol so listig / daß er die Leute durch kräfftige Irrthum zu verführen weiß / und hat er über solche Leute / aus Gottes Verhängnis Macht / weil sie sich ihme vertrauet haben / man sehe aber ihr Ende an / ob es nicht allezeit jämmerlich / und solche Festmacher pflegen in der Gefahr zu fluchen / wie ich selbsten[232] hören müssen / ja sie haben kein Hertz in dem Leibe / und sehen sich selten /wegen einer guten Sache / in Gefahr / sonsten hetten sie dieser Zauberhändel nicht von nöthen.

2. Zu Venedig war in dem Wirtshaus ein Italiäner /welcher sich vernehmen liesse / er möchte gerne einen Haußgeist (Spiritum familiarem) haben. Ein Marcktschreyer oder Zahnbrecher sitzet mit zu Tische / gehet nach der Mahlzeit auf den Heuboden / und fängt eine grosse Spinne in ein Gläßlein / verkaufft solche dem Italiäner für ein grosses Geld. Was geschihet / der böse Feind kommet in die Spinne / und thut diesem Gottverlassnen Buben seinen Willen. Also gehet es auch mit dem Festmachen. Solche Künstler sind in deß Satans Händen / und kan er die Kugel / als ein Fürst der Lufft wol auf fangen / die Stiche verhindern / aber doch / die Augen / den Mund und etliche Glieder nicht versichern / wie auch wegen der grossen Stücke keine Gewärschafft leisten / daraus dann der Betrug leichtlich abzunehmen.

3. Daß sie aber mit Schrecken hinunter fahren unn elendes Todes sterbe / ist mit vielen hundert Exempeln zu beweisen: nicht allein / weil solche Festmacher ruchlose Weltlinge / sondern eben wegen dieser Kunst / so ihnen das Leben mit Marter fristet. Dessen wollen wir andren zum Abscheue etliche Erzehlungen beybringen / und dardurch / was wir Eingangs gedacht / außfindig machen.

4. Der Tapfere Hertzog / welcher von deß Beeren Stärke den Namen truge / und vor wenig Jahren auf den Schauplatz deß Teutschen Krieges seinen Ruhm mit vielen Heldenthaten verewiget / hatte einen Stallmeister / der zwar seine Reitkunst meisterlich verstanden / sonsten aber in allen Sünden / Schanden und Lastern ersoffen / und unter andern auch fest an seinem Leibe daß er nichts wenigers als den Tod gefürchtet. Hier ist nachmals zumercken / daß so beschaffene / und nicht ehrliche und Christliche[233] Leute /welche ihre Tapferkeit in richtigen und wichtigen Fällen beglauben / diese Kunstlieben.

5. Nach deme aber besagter Stallmeister von den Croaten gefangen worden / und noch mit Seibelen /noch mit Schiessen niedergemachet werden können /haben sie ihn / biß an den Hals eingegraben / und mit Kugeln von grossen Stücken so lang nach seinem Haubt geworffen / biß er endlich elendiglich seinen Geist aufgegeben / und gestorben wie er gelebt.

6. Ein Corporal zu Fellenstein ist von dem Feinde gefangen / und mit Axten und Rädern zu tod gemartert worden / weil gleichfals das schiessen und hauen nicht wollen hineingehen. Nach seinem Tod ist er lange zeit / als ein abscheuliches Gespenst gesehen worden.

7. Ein andrer hat mit seiner Hand über hundert Soldaten von seinem Feinde niedergeschossen und gestochen: allezeit aber unverletzt darvon kommen. Als ihm aber einsten jemand beredet / er solte doch die Kunst von sich legen / ist er in der nechst begebenen Gefahr jämmerlich ümkommen / und hat sich getröstet / als er sterben wollen / daß man ihn mit der Haut begrabe / welches keinem Esel wiederfahre.

8. Ach / wie viel sind dieser Festmacher noch bey den Kriegsheeren / die gewiß dergleichen Ende / wenn sie sich nicht bekehren / zu erwarten haben. Sie sagen zwar / daß natürliche Ursachen / und das Gemsenkraut / die Thire / von welchen es den Namen so erharte / daß ihnen der Jäger nicht beykommen möge. Ob deme also stehet zubeweisen. Were es aber / so kan gleich so wol deß Teuffels Verblendung mit unter lauffen / durch welche er seine Künstler in verderben /sich aber in Vertrauen zu setzen pfleget / und mit einer Warheit zehen Lügen zu verkauffen im Gebrauch hat.

9. Unsrem Gebrauch nach wollen wir anfügen folgenden


Buchstabwechsel.

[234] Mann.


MannMann

ytt

hencht

ßhl.


Ein Mann ist in dem May der Jahr ein Mahenhaubt /

er will / ohn Maß und Ziel die Ehrenkron erjagen.

Das Alter matt ohn Macht / hat ihn die Krafft geraubt

und setzt das Freuden mahl in Leid und mißbehagen.

Quelle:
Georg Philipp Harsdörffer: Der Grosse Schau-Platz jämmerlicher Mord-Geschichte. Hamburg 1656, S. 232-235.
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