Scena I.

[51] Petrus. Moses. Schecher, Gerichtsfron.


PETRUS.

Ist Pfriemer Hans so böse dann,

Das man jhn nicht bedeuten kan?

SCHECHER.

Ja Herr.

PETRUS.

Vnd vntersteht sich noch,

Das er vns schnarchend vberpoch?

SCHECHER.

Ja traun vorwar.

PETRUS.

Vnd helts vor spott,

Was du jhm nach der Herrn gebot,

Vormeldet hast? Das mus nicht sein.

SCHECHER.

Es ist fürwar war, Herre mein.

PETRUS.

Der Vnhold. Was ist ewer rath?

MOYSES.

Von stunden an auff frischer that,

Zum Teuffel naus geworffen hin,

Da jhn weder Sonn noch Mohn beschien,

Wies vor die Schöppen han erkant,

Ob gleich was ergers ward benant.

PETRUS.

Es mus jo sein ein Oberkeit,

Die Bosheit straff, vnd fromme Leut,

In schutz nem, vnd der sünden [stewr].

MOYSES.

Das mus sein, Sonst wer Frömkeit tewr,

Vnd was wolt endtlich werden draus,

Wann niemt wer sicher in seim haus?

Wenn alle Gotteslesterung,

All sünd vnd schand ohn besserung

Der Leute, so gar in vollem schwang,

Daher wolt gehn, das wert nicht lang,[51]

Drumb soll man straffen mit gewalt,

Wie Gott befihlet manigfalt,

Sol reutten aus, vnd niemand schonen,

Nach seim verdienst eim jeden lohnen,

Wers hat verdient, von Kind zu Kind,

So viel man des Geschlechtes findt,

Bis hin ins dritt vnd vierd gelidt,

Ohn all erbarmung nemen mit,

Das ist mein will, vnd mein geheis,

Das' werde gehalten stets mit vleis.

PETRUS.

Was schadts, man schicket jhm zu haus,

Ein Auszugk von dem Vrteil raus?

MOYSES.

Bin wol zu frieden. Höre du,

Zachæus den Zölner ruff erzu,

Sprich, das wir beyd hie warten sein,

Das er jo bald vnd risch erschein.

SCHECHER.

Ich wil zur stund hin zu jhm gahn,

Wie wir zuuor beschlossen han.

MOYSES.

Dabey es bleib, vnd anders nicht,

Ehe sich die Sonn zum Abend richt,

Das er sich packe, vnd reum die stett,

Wo nicht, So sehe er, wies jhm geht.

PETRUS.

Habe leider sorge, kenne ich jhn recht,

Er folge nicht so rundt vnd schlecht.

MOYSES.

Wil er in guten folgen nicht,

Ist jhm was ergers zugericht.

PETRUS.

Wie aber, wann er appelliert,

Den Richtstuel Christi prouociert?

MOYSES.

Das steht jhm frey, vnd jederman,

Dort kömpt Zachæus gleich heran.


Quelle:
Martin Hayneccius: Hans Pfriem oder Meister Kecks. Halle a.d.S. 1882, S. 51-52.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Hans Pfriem
Hans Pfriem: Oder, Meister Kecks (German Edition)

Buchempfehlung

Mickiewicz, Adam

Pan Tadeusz oder Die letzte Fehde in Litauen

Pan Tadeusz oder Die letzte Fehde in Litauen

Pan Tadeusz erzählt die Geschichte des Dorfes Soplicowo im 1811 zwischen Russland, Preußen und Österreich geteilten Polen. Im Streit um ein Schloß verfeinden sich zwei Adelsgeschlechter und Pan Tadeusz verliebt sich in Zosia. Das Nationalepos von Pan Tadeusz ist Pflichtlektüre in Polens Schulen und gilt nach der Bibel noch heute als meistgelesenes Buch.

266 Seiten, 14.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon