Dritte Szene


[275] Schlüter tritt wieder ein, in der Hand ein langes Messer.


BENJAMIN springt scheu zurück. Was soll das Messer?

SCHLÜTER. Hängst du noch nicht? Für sich. Ich konnt es denken, wir wollens anders versuchen! Laut. Ich wollte dich damit losschneiden.

BENJAMIN. Losschneiden? Und erst gebt Ihr mir selbst den bösen Gedanken ein?

SCHLÜTER. Mir kam ein besserer. Was meinst du, wenn ich dich entwischen ließe?

BENJAMIN. Dann tätet Ihr etwas –

SCHLÜTER. Was mir selbst den Hals kosten würde, das siehst du ein, nicht wahr?

BENJAMIN. Tuts! Tuts! Wißt Ihr was? Ich will Gewalt brauchen! Ich will Euch anfallen, so zum Schein, als ob ich in der Desperation übernatürliche Kräfte bekommen und Euch überwältigt hätte. Er packt Schlüter. Nun, Ihr müßt nicht so fest stehen, wie ein steinerner Roland. Wo ist der Strick? Ich will Euch damit binden! Dann zerkratz ich Euch noch das Gesicht, reiß Euch Haare aus und mache mich davon. Bin ich fort, so fangt Ihr zu schreien an, dunkel ists, ich will mir schon durchhelfen!

SCHLÜTER. So gehts nicht. Ich laß dich laufen, aber ich geh mit. Komm!

BENJAMIN. Ihr seid – Für sich. Ob mein Vater dem seinigen irgendwo aus der Patsche geholfen hat, oder ob er schon auf meine künftige halbe Million spekuliert?

SCHLÜTER. Aus der Hintertür hinaus! Er öffnet sie. Schnell! Beide ab.


Quelle:
Friedrich Hebbel: Werke. Band 1–5, Band 1, München 1963, S. 275-276.
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