Zwiegespräch

[125] »Den schlechten Schall muß ich verdammen

Im Purpursaal der Poesie,

Es schrickt die Muse scheu zusammen,

Die der Megäre Mund bespie.


Klangvoll der Schatz der schönen Worte

Soll rinnen silbern in mein Ohr!

An diesem heiligen Weiheorte

Ertöne keusch der Strophen Chor!


Was häßlich gellt vom Staub der Gasse,

Ihm schließt die Seele fremd sich zu –

O flieh mit mir die rohe Masse!

Dich liebt die Anmut – Wildling du!«


Der Huld und Gunst muß ich mich neigen,

Dein Groll und Bannstrahl tut mir weh,

Dir schling' ich gern zum Rhythmenreigen

Goldregen und Jasminenschnee.
[126]

Ich will der Sprache Harfensaiten

Dir stimmen zart und seelensüß,

Wie Aphrodite sollst du gleiten

Auf meines Liedes Zaubervließ.


Doch wo der Not Hyänen heulen,

Aasgeier der Gemeinheit schrein,

Da schlag' ich drein mit Donnerkeulen

Und will kein sanfter Schöngeist sein.

Quelle:
Karl Henckell: Gesammelte Werke. Band 2: Buch des Kampfes, München 1921, S. 125-127.
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