[62] Wir sagn den Herrn nun danck allsampt,
Nach jedes würden, Ehr vnd Ampt,
Das dieselben eigner person
Habn angeschawt dieß' Action
Das auch ihr andern zugehört,
Vnd vns im reden nicht verstört.
Spüren daraus ewr grosse gunst,
Vnd lieb, jegn diese nütze kunst,
Zu agirn woll erdachte spiell,
Darin man hat der Lehren viel.
Gott woll' dafür euch allen gebn,
Gesundheit vnd ein langes lebn:
Das diese kunst löblich vnd alt,
Ihre beschützer ja behalt,
Kegen Neidharti lästermaul,
Vnd ander' vngenanten faul,
Die selbs nicht können etwas tichtn,
Doch andere schmehn vnd vernichtn.
Wohin sonst diß spiell sey gericht,
Acht ich zu repetiren nicht
Nötig: diß ist vnd bleibt die sum:
Der Welt macht, herrligkeit, Reichtum,
Gwalt, Ehr, Kunst, Gunst, Gnad, Rhum, Zier, Pracht,
Vnd alles was hoch wird geacht
Auff dieser Erd, vnd nicht besteht,
Ja wie ein Sehem vnd Schatt' vergeht.
Gottes wort, Gütt, Trew vnd warheit,
Wehret vnd bleibt in ewigkeit.
Ein Traum ist nur diß zeitlich lebn,
Darum soll man nur dahin strebn,
Das man ererb das Ewig' Gut,
Erworbn durch Christi thewres blut.
Ein Narr ists der auff Golt vnd Gelt,
Vnd was sonst köstlich in der Welt,
Stoltzieret, trotzet, pochet, trawt,
Vnd nach dem ewign nimmer schawt.
Seelig vnd klug wird der geacht,
Der nur mit fleiß nachm Himel tracht,
Vnd ist allzeit dahin beflissn,[62]
Das er Glauben vnd gut gewissn
Behalte vnuerletzt vnd rein,
Trawet vnd bawt auff Gott allein,
Lesset die Welt die Welte sein,
Verriecht was jhm befohlen fein
Auffrichtig, lustig, fleissig, woll,
Ist gdültig wann er leiden soll:
Ist vnd bleibt allzeit Gottes knecht,
Gleubt an seinen Sohn schlecht vnd recht,
Befehlt an seinem letzten end
Sein Seel in Gottes gnad vnd hend.
Der wird gewis ins Himelsthron
Vberkommen der Ehren Kron:
Welches ich euch wünsch allzusamen,
Der es begert, sprech mit mir, Amen.
Soli Deo Sit Gloria.
Allein, o Herr,
Deins Namens ehr
Ist mein begehr.
[63]
Buchempfehlung
Schnitzlers erster Roman galt seinen Zeitgenossen als skandalöse Indiskretion über das Wiener Gesellschaftsleben. Die Geschichte des Baron Georg von Wergenthin und der aus kleinbürgerlichem Milieu stammenden Anna Rosner zeichnet ein differenziertes, beziehungsreich gespiegeltes Bild der Belle Époque. Der Weg ins Freie ist einerseits Georgs zielloser Wunsch nach Freiheit von Verantwortung gegenüber Anna und andererseits die Frage des gesellschaftlichen Aufbruchs in das 20. Jahrhundert.
286 Seiten, 12.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro