Arme Lieder

[95] [95] O dass er käme, jener Fürst der Liebe,

Der von dem Haupt die goldne Krone legt

Und, dass kein Herz verarmt und dürftig bliebe,

Den goldnen Reif zu frommen Münzen prägt,

Der seinen Purpurmantel voll Erbarmen

Zu Windeln theilte für die Brut der Armen!

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Ein schöner Traum! Er wird sich nicht erfüllen,

Doch blickt er schön aus rothem Dämmerlicht.

Es taugt, die Noth der Erde zu verhüllen,

Die Blumenpracht von hundert Lenzen nicht,

Allein so lang noch ird'sche Lenze dauern,

Wird der Poet mit dem Enterbten trauern.

Alfred Meissner


Quelle:
Arno Holz: Buch der Zeit. Berlin 21892, S. 95-96.
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