Er hört mit ihr den Gukguk schreyn

[57] Ode Jambo-Trochaica.


Grisillgen/ weistu waß?

Kom mit mir in das Graß.

Im Hayn blüht lengst der Flihder

die Fröschgens hupffen wihder.

Venus und ihr kleines Söhngen

pflükken sich da Tausendschöngen.

Ach/ nun ist die göldne Zeit –

hörstu/ wie der Gukguk schreyt?


Grisillgen/ weistu waß?

Itzt wünscht ich dihß und daß.

Sih/ wie sich meine Zihgen

ümb deine Schäffgens schmihgen.

Zwischen Qwendel/ über Qwekken

tasten dort verbuhlt zwo Schnekken.

Ach/ nun ist die göldne Zeit –

horch blohß/ wie der Gukguk schreyt![58]


Grisillgen/ weistu waß?

»Nein/ nicht doch/ Dafnis/ laß!

For so ein Bihnen-Kröpffgen

ist nicht mein Honig-Döpffgen!

Müßt ich nicht durch solch Benähmen

mich vor meinen Schäffgens schähmen?

Drükk mir nicht mein Daffet-Kleid/

horch doch/ wie der Gukguk schreyt!«


Grisillgen/ waß ist daß?

Dein Hütgen glüzzt gantz naß?

»Lind träuffelt seinen Segen

ein lihber Sonnen-Regen!«

Flinck in jenes Rohsen-Läubgen!

Ich der Täuber/ du das Täubgen!

Ach/ nun ist die göldne Zeit –

nein/ wie blohß der Gukguk schreyt!


Quelle:
Arno Holz: Dafnis. München 1904, S. 57-59.
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