Er ist in sie noch hefftiger verlihbt/ alß in Amaryllis

[171] Ode Jambica.


Arsinoe/ du schöne Dokk

im gelb und Himmel-blauen Rokk/

gläubstu/ daß macht mich nach dir kranck/

blohß weil dein Leib so Dannen-schlanck?

Du durchauß unverschehmbtes Thier/

wer fragt nach dir?


For dihsen Krantz hihr ümb mein Haupt

steht Febus sälber fast entlaubt/

auff meine Lider lauscht entbrannt

gantz Lieff-Teutsch-Holl- und Enge-Land.

Kein Pindar zwang so/ kein Virgil

sein Säyten-Spihl!


Schon mehr alß Eine dhat wie du/

zum Schluß lieff sie mir brünstig zu;

ein Leichtrichin und dreyn ein Licht/

for nasse Seufftzer bün ich nicht.

Ich weiß es drümb und weiß es doch/

du kombst mir noch![172]


Zerbleicht auch gleichsahm deinen Glantz

kein bundt-beaugter Pfauen-Schwantz/

noch steinerner alß blohß auß Stein/

wie adamanten werd ich seyn.

Für meine Kniee/ sonder Sinn/

brichstu dan hin!


Mord-schwere Noht! Bozz Blizz und Bein!

Bün ich dein Hündgen Liberlein?

Ich spei dir mitten ins Gesicht:

Steh auff/ dreh ümb/ ich bräuch dich nicht!

An jedem Finger baumeln mir

zum mindsten zwihr!


Itzt fast noch blaß/ itzt wihder roht/

lebendig bistu dan schon dodt

und traumst in jeder schwartzen Nacht/

waß Jupiter mit Juno macht/

indeß an deiner Kammer-Dhür

kein Riegel für!


Stihlt dan mein Lümmel Cypripor

sich schlau biß für dein Rohsen-Dhor/

dan kanstu/ matt für süsser Pein/

nicht mehr von ihm entsondert seyn

und lenckst ihn ins gelohbte Land/

mit eigner Hand!


Quelle:
Arno Holz: Dafnis. München 1904, S. 171-173.
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