[278] den 29 Augusti, Anno 1648, in der Königl. Residentz-Statt Stockholm/
Gestellt durch A.O.H.
1.
Frewet euch mit mir ihr Frommen/
Vnser Königin ist kommen/
Die Königliche Witwe/
Gott der alles wol regieret/
Hat Ihr Maystät hergeführet
Zu uns glücklich über See.
2.
Lieben Leut seyt frölich wieder/
Leget allen Vnmuth nieder:
Denn wir sehn das Angesicht
Der hertzfrommen Königinnen/
Vnd Großmächtigsten Fürstinnen/
Wer wolt sich des frewen nicht?
3.
Ihr getrewe Vnterthanen/
Schwinget nun die Frewden-fahnen/
Macht einen frölichen Hall/
Ihr Maystäten zu gefallen/
Schlagt die Seyten/ lasset schallen/
Tromlen und Trompetten all.
4.
Wie lieblich ist anzuschawen/
Die Gestalt der schönsten Frawen/[279]
Vnd das Königlich Fräwlein/
Das von Ihr Maystät geboren/
Vnd von Gott ist außerkoren/
Zu regieren die Gemein.
5.
Wir sehn bey ein ander wohnen
Die zwey Königlich' Personen/
Ist das nicht ein grosse Frewd?
Welche uns in vielen Jahren/
Nicht hat mögen wiederfahren/
Solt man dann seyn traurig heut?
6.
Nein/ nun ist kein Zeit von trawren/
Frölich sind Bürger und Bawren/
Vnd auch ich bin frewden voll/
Hab zwey Gnädigst Königinnen/
Wie solt ich dann trawren können/
Stehn nicht meine Sachen wol?
7.
Ja/ Gott sey dafür gepreiset/
Er hat mir viel Gnad beweiset/
Mich als bey der Hand gefürt
Auß Holstein hieher ohn schaden:
Ich bin von Ihr Fürstlich Gnaden/
An Ihr Maystät commendirt.
8.
Ob wol ich viel Jahr gesessen/
Arm und Elend/ als vergessen/
Hab gewohnt bald hie bald dort/
In der Stadt und auff dem Lande/
Im betrübten Witwen Stande/
Hie an diesem frembden Ort.
9.
In Gefahr auch offt geschwebet/
Dennoch hat/ der ewig Lebet/
Mich errettet immerdar/[280]
Seine Gnade lassen walten/
Vnd beym Leben mich erhalten/
Nun ins Vier und Sechszigst Jahr.
10.
Ihn wil ich stets rathen lassen/
Ihm befehlen meine strassen/
Der die seinen nicht verlest/
Führet wunderbar/ doch gnädig/
Machet aller Sorgen ledig/
Die ihm nur vertrawen fest.
11.
Hiemit schlies ich und wil beten/
Für die hohe Mayestäten/
Auch für die Herrn fern und nah/
Vnd fürs Edle Frawen-Zimmer/
O Gott sey ihr Schütz-herr immer/
Erhör gnedig A.O.H.[281]
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