Entschuldigung Deßwegen an die Theatralischen Schönheiten

[107] Ihr Schönen/ die ihr uns so manch Vergnügen bringt/

Wenn eine Nachtigal aus Eurer Kehle singt.

Wo Geist und Auge spielt/ die reitzend in Geberden/

Dadurch so viel entzückt und auch bethöret werden.

Der Großen Fürsten Lust/ ein süßer Raub der Zeit;

Der Sinnen Himmelreich/ das Hertz der Eitelkeit.

Ihr Rosen des Gemüths/ und Dornen der Gewißen.

Der Sorgen und Vernunfft offt gleiche Ruhe küßen.

Ihr Quellen/ wo das Hertz in dem es sich erqvickt/

Die Seelen manches mahl in ihren Abgrund schickt.

Wir schreiben nicht/ daß wir Euch alle tadeln wollen/

Nur daß/ die annoch schön/ nicht unrein werden sollen.


Quelle:
Christian Friedrich Hunold: Menantes Academische Nebenstunden allerhand neuer Gedichte, Halle/ Leipzig 1713, S. 107.
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