Uber den Todt einer jungen und geliebten Ehe-Gemahlin/ bey der Frühlings-Zeit


Cantata

[151] Aria.


Verlassener! dein Unglück geht zu weit.

Die Lieblichste wird dir die schlimste Zeit.

Kan die Natur nicht triumphirend lachen/

Da sie den Winter hat besiegt?

Allein/ was kan ein Mensch vergnügt/

Vom Elend überwunden machen?

Verlassener! dein Unglück geht zu weit/

Die Lieblichste wird dir die schlimste Zeit.


Aspasia! Ach dein Verderben

Heißt mich in der Geburt der schönsten Zeit ersterben!

Hier liegt mein Säyten-Spiel/

Vor dem zuvor ihr zartes Hertze fiel.

Hab' ich vor dem ein Hertz zur Lust erregt/

Das werde nun zum Mitleid auch bewegt.

Mein Elend soll statt euch ihr Nachtigallen

In alle Welt erschallen.

Aspasia ist nun dahin!

Ihr Blumen schaut/ wie ich verwelcket bin!

Aspasia hat gute Nacht gegeben!

Erbarme dich Natur/ die itzt beginnt zu leben.

Aspasia, die meine Seele war/

Stund jung und schön schon gestern auf der Bahr.

Aspasia, O Wort/ das mich erschreckt!

Wird heute schon mit Erden zugedeckt.


[152] Aria.


Weine gantz allein!

Denn es lachen alle Felder.

Kleide deine Pein

Bey dem Schmuck Schmaragdner Wälder/

In die tiefste Trauer ein.

Weine gantz allein.


Quelle:
Christian Friedrich Hunold: Menantes Academische Nebenstunden allerhand neuer Gedichte, Halle/ Leipzig 1713, S. 151-153.
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