[106] EMPEDOKLES allein.
In meine Stille kamst du leise wandelnd,
Fandst drinnen in der Halle Dunkel mich aus,
Du Freundlicher! du kamst nicht unverhofft
Und fernher, wirkend über der Erde vernahm
Ich wohl dein Wiederkehren, schöner Tag
Und meine Vertrauten euch, ihr schnellgeschäftgen
Kräfte der Höh! – und nahe seid auch ihr
Mir wieder, seid wie sonst ihr Glücklichen
Ihr irrelosen Bäume meines Hains!
Ihr ruhetet und wuchst und täglich tränkte
Des Himmels Quelle die Bescheidenen
Mit Licht und Lebensfunken säte
Befruchtend auf die Blühenden der Aether. –
O innige Natur! ich habe dich
Vor Augen, kennest du den Freund noch,
Den Hochgeliebten, kennest du mich nimmer?
Den Priester, der lebendigen Gesang,
Wie frohvergoßnes Opferblut, dir brachte?
O bei den heilgen Brunnen,
Wo Wasser aus Adern der Erde
Sich sammeln und
Am heißen Tag
Die Dürstenden erquicken! in mir,
In mir, ihr Quellen des Lebens, strömtet
Aus Tiefen der Welt ihr einst
Zusammen und es kamen[106]
Die Dürstenden zu mir – wie ists denn nun?
Vertrauert? bin ich ganz allein?
Und ist es Nacht hier außen auch am Tage?
Der höhers, denn ein sterblich Auge, sah
Der Blindgeschlagene tastet nun umher –
Wo seid ihr, meine Götter?
Weh! laßt ihr nun
Wie einen Bettler mich
Und diese Brust
Die liebend euch geahndet,
Was stoßt ihr sie hinab
Und schließt sie mir in schmählichenge Bande
Die Freigeborene, die aus sich
Und keines andern ist? und wandeln soll
Er nun so fort, der Langverwöhnte,
Der selig oft mit allen Lebenden
Ihr Leben, ach, in heiligschöner Zeit
Sie, wie das Herz gefühlt von einer Welt,
Und ihren königlichen Götterkräften,
Verdammt in seiner Seele soll er so
Da hingehn, ausgestoßen? freundlos er,
Der Götterfreund? an seinem Nichts
Und seiner Nacht sich weiden immerdar
Unduldbares duldend gleich den Schwächlingen, die
Ans Tagewerk im scheuen Tartarus
Geschmiedet sind. Was daherab
Gekommen? um nichts? ha! Eines,
Eins mußtet ihr mir lassen! Tor! bist du
Derselbe doch und träumst, als wärest du
Ein Schwacher. Einmal noch! noch Einmal
Soll mirs lebendig werden, und ich wills!
Fluch oder Segen! täusche nun die Kraft[107]
Demütiger! dir nimmer aus dem Busen!
Weit will ichs um mich machen, tagen solls
Von eigner Flamme mir! Du sollst
Zufrieden werden, armer Geist,
Gefangener! sollst frei und groß und reich
In eigner Welt dich fühlen –
Und wieder einsam, weh! und wieder einsam?
Weh! einsam! einsam! einsam!
Und nimmer find ich
Euch, meine Götter,
Und nimmer kehr ich
Zu deinem Leben, Natur!
Dein Geächteter! – weh! hab ich doch auch
Dein nicht geachtet, dein
Mich überhoben, hast du
Umfangend doch mit den warmen Fittigen einst
Du Zärtliche! mich vom Schlafe gerettet?
Den Törigen ihn, den Nahrungsscheuen,
Mitleidig schmeichelnd zu deinem Nektar
Gelockt, damit er trank und wuchs
Und blüht', und mächtig geworden und trunken,
Dir ins Angesicht höhnt' – o Geist,
Geist, der mich groß genährt, du hast
Dir deinen Herrn, hast, alter Saturn,
Dir einen neuen Jupiter
Gezogen, einen schwächern nur und frechern.
Denn schmähen kann die böse Zunge dich nur,
Ist nirgend ein Rächer, und muß ich denn allein
Den Hohn und Fluch in meine Seele sagen?
Muß einsam sein auch so?[108]
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