Siebzehnter Auftritt.

[180] Vorige. Figaro.


FIGARO. Ah, gnädiger Herr! – Er verbeugt sich gegen Leopoldinen – Zum Grafen. Ist dies das Fräulein?[180]

BARDENRODE bejahet es. – Zu Leopoldinen. Mein Freund Figaro –

FIGARO. Der allem Scherz entsagen, und in la Trappe sein Leben enden will, wenn er dem lieben Paare nicht Hilfe schafft.

LEOPOLDINE. Vergebens.

FIGARO. Sorgen Sie nicht. Meine List –

BARDENRODE. Nicht List! Das Recht muß mir –

FIGARO. Recht ohne Macht? – O weh! – Darf ich offenherzig reden?

BARDENRODE. Kennen wir uns seit heute?

FIGARO. Ich finde, was man mir vorher gesagt – die meisten Häuser in Deutschland – groß durch Reichthum oder Rang – bestreben sich ängstlich, Ton de Cour zu haben – und deshalb geht alles durch Intrigue. Essen – Spielen – Jagen – Sonnenschein und Regen – schlafen – promeniren – alles, bei allem, in allem ist Intrigue. Habe ich in diesem Gewebe den Faden mit ergriffen, dann geht die ärgste Sünde mir hin – als etwas das zum Spiel gehört. Doch, will ich gerade gehen, so ist ein jeder Zug, den das Gefühl des Rechts ganz unbefangen gegen diese Hieroglyphe führt – Verstoß, ist Plumpheit, Mangel an Konduite – auch Bosheit – wenn der Kabale des Tages die Strenge nöthig scheint. Wenn wir nun gegen List und abgeschliffene Menschen – nur Schlauheit brauchen, sind wir, bei Gott, nicht böse. Leiser. Und jetzt muß ich Sie bitten, mir allein Gehör zu geben.

BARDENRODE. Leopoldine! – Wir greifen nach der Hand, die uns errettet.

LEOPOLDINE. Für dich bürgt mir dein Herz.[181]

BARDENRODE. Die Liebe –

LEOPOLDINE. Die für so manche Thräne mich Arme endlich belohnen wird! Geht ab.


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Theater. Band 4, Wien 1843, S. 180-182.
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