Zwanzigster Auftritt.

[248] Graf Hyazinth. Rath Greif. Baronesse.


BARONESSE ohne Aufsatz auf der Frisur. Was wollte das Volk – der Kerl – was haben sie hier gewollt?

GREIF. Aufruhr!

BARONESSE. Wer war der Redner?

GREIF. Walter – der alte Walter.

BARONESSE. In den Thurm!

GREIF. Sehr wohl! Geht.

HYAZINTH. Greif!

GREIF bleibt.

HYAZINTH zur Baronesse. Der arme Mann! – er war so – Nein, Frau Baronesse! das – das – nein das –

BARONESSE. Nun?

HYAZINTH. O das kann ich nicht zugeben.

BARONESSE. Wir sollten das ganze Volk bestrafen; es ist ja Milde, wenn wir uns nur an den Redner halten.

HYAZINTH. Da haben Sie nun Recht.

BARONESSE. Also fort mit dem rednerischen Narren in den Thurm!

HYAZINTH hält Greif.

BARONESSE. Nimmer hat man auf diesem Schlosse Ruhe! Bald stören Plattitüden – bald Rebellion. – Argusaugen muß man haben und gebrauchen.

HYAZINTH. Da haben Sie wieder Recht! – Allein – was ist nur das? – Ich bin so ängstlich – Immer stieg mir das Blut heran, wenn mich der alte Walter Vater nannte.

BARONESSE. Hm! – Sie sind den Namen nicht gewohnt.[249]

HYAZINTH weichlich. – Eben – eben das! – Ich – wollte – ich hörte mich Vater nennen. – Fürwahr, ich könnte – weinen! – Was heißt nur das?

GREIF. O – hypochondrische Spannungen!

BARONESSE. Auch haben Sie bei Tafel sehr stark gegessen.

HYAZINTH mit Ernst. Ecoutez, ma chère! – Wenn ich das öfters fühlte –

BARONESSE. Nun?

HYAZINTH. So möchte ich wünschen – ich hätte mich mit dem Regieren gar nicht abgegeben.

BARONESSE. Auch dafür hat der Kerl den Thurm verdient, daß er seinem Herrn die Angst gemacht hat. – Greif! – den Schwätzer in den Thurm! – darauf verlasse ich mich. – Ihre Excellenz nehmen derweilen etwas Antispasmaticum. Geht ab.


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Theater. Band 4, Wien 1843, S. 248-250.
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