[36] Die Gebrüder Rainer treten auf.
HOFER.
Ei, seht's! – Nun, ist die Kehle glatt und wacker?
DIE RAINER.
Probier's, Herr Kommandant![36]
HOFER.
Singt mir ein Lied
Zum Zeitvertreib! Die Zeit wird mir was lang.
RAINER.
Was willst' für eins, Herr Oberkommandant?
HOFER.
Nun, ein paar Schnatterhüpfle, grün und lustig.
DIE RAINER singen.
A frischa Bua bin i,
Hab drei Federle am Hut,
Den Bua möcht i sehen,
Der mer die abi tut.
HOFER.
Etschmann, sing mit den Chor!
Singt mit Etschmann und den Rainern im Chor.
Den Bua möcht i sehen,
Der mir die abi tut!
EISENSTECKEN tritt auf.
Speckbacher läßt dir sagen, ganz unmöglich
Könn' er den Feind von seinen Brücken werfen.
Er habe sich verstärkt, Speckbacher hält sich,
Doch schafft er nichts. Auf Werfens Weite stehn
Tiroler und Franzosen sich entgegen.
Ein greulich Schießen ist in jenem Plan,
Um jeden Fußbreit Landes wird gekämpft.
Du möchtest, sagt er, von dem Berg hinab
Dich auf den Herzog werfen, bald, geschäh's
Nicht bald, meint er, wird's übel gehn.
HOFER.
Ich hab' geschworen, meinen Berg zu halten,
Kommt der Franzose mir an meinen Berg,
So soll ihm blutig werden dieser Berg.
Fürwitzig steig' ich nicht zur Ebne nieder,
Die Berge sind mein Haus und mein Verlaß,
Singt weiter, Kinder!
DIE RAINER singen.
Bin i auf und ab ganga
Durchs ganza Tirol,
Hat mir kani so g'fall'n
Als mein Nani, wißt's wohl.[37]
HOFER.
Frisch, Eisenstecken, mach den Chorus voll!
Singt mit Eisenstecken und den Rainern im Chor.
Hat mir kani so g'fall'n
Als mein Nani, wißt's wohl.
MEHRERE TIROLER treten hastig auf. Zu Hilfe!
HOFER. Was gibt's?
DIE TIROLER.
Sie rücken zu Berge! Ein wandelnd Feuer!
Voran des Herzogs weißer Federbusch!
ANDERE TIROLER kommen.
Die Schützen fragen, was sie machen soll'n?
HOFER steht auf.
Zurück die Schützen! Und das Hauptkorps vor!
Richt's, Eisenstecken, aus.
Eisenstecken ab.
Wie weit sind sie?
DIE TIROLER.
An tausend Schritt vom Berg.
HOFER.
Bringt's Lied zu End!
DIE RAINER singen.
A Büchsel zum Schieß'n,
A Stoßring zum Schlag'n,
A Dirnel zum Lieben,
Muß a frischer Bua hab'n.
Wahrend des Gesangs hat sich der ganze Platz mit Schützen angefüllt.
HOFER. Singt alle mit!
ALLE.
A Büchsel zum Schieß'n,
A Stoßring zum Schlag'n,
A Dirnel zum Lieben,
Muß a frischer Bua hab'n.
HOFER.
Ihr sollt's behalten.
Er ergreift den Becher.
Auf des Kaisers Wohl
Trink' ich aus diesem blanken Ehrenbecher.
Er trinkt.
Trinkt alle draus, und laßt den Becher wandern.
Er gibt ihn dem Nächsten, dieser seinem Nachbar, und so macht der Becher die Runde.
Nun sind wir, wie die Brüder eines Blutes.
Schießen.
[38]
Ihr Freunde! jetzt ist's Zeit. Ihr flinken Buben,
Ladet die Büchsen, stürzt vom Berg hinab.
Ihr muntern Reiter streicht die Seitenpfade!
Ein Waldstrom, brausen wir auf ihre Häupter.
Bei meinem Bart! Ich möchte nirgends anders
Und niemand anders sein, als der ich bin.
Kommt, Kinder, kommt! Die Landspatrone streiten,
Auf Feuerrossen jagend, uns voran!
Dem Kaiser Heil! es lebe Franz, der Kaiser!
ALLE.
In alle Ewigkeiten Östreich hoch!
Allgemeiner Aufbruch. Schießen. Schlachtmusik hinter der Szene.
Buchempfehlung
Diese »politische Komödie in einem Akt« spiegelt die Idee des souveränen Volkswillen aus der Märzrevolution wider.
30 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro