Zweites Blatt

[262] Den fünften Juli: Lange nichts eingeschrieben in die Brieftafel. War zu beschäftigt die Zeit her. Außerordentlich mich verbessert in meiner ganzen Lag' und Kondition. Fräulein verliebt in mich.

Durchaus nicht gewißt und erfahren, wie sich's zugetragen. Gefragt und getribeliert und endlich auf den Kopf mir zugeschworen, ich sei's.

Nicht ausweichen gekonnt und endlich zugesichert, ich wollt's sein, wenn und wofern ich meine gehörige Verköstigung erlange.

Meinen alten Nußkracher mir fortgenommen und dazu geweint. Glaub', sie ist verrückt.

Sogleich am nämlichen Tag zwei Pfund Rindfleisch gegessen. Sehr schönes Gefühl danach gehabt. Zum erstenmal wieder in Ruh' an mei' Rieken gedacht.


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Den siebenten Juli: Über alles und jedes befragt, als zum Exempel von Fürst und Hechelkram und seligen Spaziergängen in Nitze und von Rutscheputsche. Kein Wort verstanden, indessen aber mir alles gefallen gelassen und immerdar ja gesagt.


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Den achten Juli: Große Gewissensbisse gehabt um mei' Rieken. Bratwurst gessen, wornach sich die Beängstigung gemindert.

Nicht dafür gekonnt, daß ich in dies Malheur verfallen.[262]

Quelle:
Karl Immermann: Werke. Herausgegeben von Benno von Wiese, Band 3, Frankfurt a.M., Wiesbaden 1971–1977, S. 262-263.
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