Clärchen

[533] Schön, was Clerdon sagte, gut auch und wahr; aber wenn es am Ende doch – nur Trost wäre; ein köstlicher Balsam, aber nur lindernd, und die Wunde – tödlich? Arme Sylli, wohl bist Du übel dran, wohl hast Du es schlimm in der Welt! Ich hör ihn ja so hell aus Deiner Brust hervorgehn den Schrei des tiefsten Schmerzes. Was hilft es mir, daß Du hintennach lächelst? damit machst Du mich nur bitterlicher weinen. Du weißt, Arria lächelte auch. – Ach, Sylli, Du kannst nicht leben ohne Liebe; und was ist Liebe ohne Zuversicht? Sag was Du willst; Liebe die sich nicht ewig weiß und ewig erwidert, das ist keine Liebe, das ist bloßes Ergötzen, dem Du nur in der Angst jenen Namen liehest – Blumenfreude, Schmuck, Tanz und Spiel. Und hieran sollte Dir genügen – Dir Sylli? – Seifenblasen zu werfen – und alles, alles Seifenblase? – Je mehr ich nachgrübele ...! Oh, ich fühle, daß Dir's das Herz zersprengen muß.

Quelle:
Sturm und Drang. Band 1, München 1971, S. 533.
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