Klage

[175] Ihr bangen, schwarzen Stunden!

Wann endet eure Qual?

Nach tausend blut'gen Wunden,

Zerreiß, o Herz, einmahl!

Dies hoffnungslose Pochen

Ist mehr als Todes-Schmerz:

Was, ach! hast du verbrochen,

Getreues, armes Herz?


Ist doch der matte Schimmer

Des letzten Sterns erblaßt;

Entwichen mir auf immer,

Was liebend ich umfaßt!

Noch oft wird auf und nieder

Das Licht des Himmels gehn;

Ihr Augen sollt nicht wieder

Den Tag der Liebe sehn.
[176]

Die Thränen sind verlohren,

Die wir so lang geweint;

Kein Herz für mich gebohren,

So weit die Sonne scheint:

So weit auf Berg und Höhle

Der Mond herunter schaut,

Nicht Eine gute Seele,

Die meiner sich vertraut!


Willkommen, kalter Schauer!

Du Nachtgeflüster du!

Willkommen meiner Trauer!

Im Grabe nur ist Ruh.

Die Treu, im Todtenkranze

Getröstet und versöhnt,

Erhebt sich da zum Glanze

Des Himmels, der sie krönt.

Quelle:
Johann Georg Jacobi: Sämmtliche Werke. Band 3, Zürich 1819, S. 175-177.
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