§ 46
Der witzige Zirkel

[179] Dieser Teil des unbildlichen oder Reflexion-Witzes besteht darin, daß eine Idee sich selber sich entgegensetzt und nachher doch mit ihrem Nicht-Ich den Frieden der Ähnlichkeit stiftet, nicht der Gleichheit. Ich meine hier keine Philosophie, sondern den Witz-Zirkel, diese wahre causa sui. Er ist so leicht, daß man nichts dazu braucht als einigen – Willen dazu: z.B. »die kritische Feile feilen – sich vom Erholen erholen – die Bastille einkerkern – der Dieb an Dieben.« – Außer der Kürze erfreuet daran noch, daß der Geist, der ewig fortschreiten muß, dieselbe Idee, z.B. »das Erholen,« zum zweiten Male, aber als ihre eigne Widersacherin vor sich stehen und sich durch die Gleichheit genötigt sieht, einige Ähnlichkeit zwischen ihr selber auszukundschaften. Der Scheinkrieg erzwingt einen Scheinfrieden. Zusammengesetzter und mehr ein buntes Vieleck ist jener Zirkel der Mad. du Deffant, als sie den Maschinenmeister Vaucanson sehr langweilig und hölzern gefunden: »Ich eine habe große Idee von ihm gefasset; ich wollte wetten, er hat sich selber gemacht,« sagte die Dame.

Quelle:
Jean Paul: Werke. Band 5, München 1959–1963, S. 179.
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