Versuch einer Danksagung

an König Friedrich Wilhelm den Vielgeliebten

[235] Im Februar 1787.


Monarch und Schöpfer eines Glücks,

Das meinem Alter Blumen streuet,

Ich habe nur im Ausdruck meines Blicks

Die Sprache, die kein Wörterbuch verleihet,

Nur Thränen hab' ich, statt des Tons,

Wenn ich Dir danken will, Dir Schutzgott auf der Höhe

Des landesväterlichen Throns –


Ich fühl's, daß ich auf Rosen gehe,

Auf Rosen schlummre leicht und süß,

Seitdem Dein Wöllner mir's verkündet,

Was ihm sein König hieß:[235]

Ein Haus, ein Haus wird mir gegründet,

Wird aufgebauet, wird geschmückt,

Als wär's ein Tempelchen der Musen –

O wenn's mein Auge nun erblickt,

Dann wird mein abgelebter Busen

Zu enge für des Herzens Drang,

Es flammt bei dieser Augenweide

Vielleicht nur Tage lang,

Wird wonnekrank

Und stirbt den schönen Tod der Freude:

Sein lezter Schlag ist Dank!
[236]

Quelle:
Anna Louisa Karsch: Gedichte von Anna Louisa Karschin, geb. Dürbach. Berlin 1792, S. 235-237.
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