[Was seh' ich? Friedrichs stark erkämpfte Siege]

[309] Siege Lauf Kriege Auf? Minuten Wacht Bluten Macht. Iliaden Heißt Schaden Beweis't. Erhöhen, Verschließt Gestehen Ist Trachtet Fraß Geachtet Vergaß Göttern Pflicht Errettern Nicht.


Was seh' ich? Friedrichs stark erkämpfte Siege,

Gezeichnet bei Planetenlauf,

Und ihn, den Helden, der die Lordern seiner Kriege

Dem Phöbus opfert auf?


Nun wundert Er mit Stunden, mit Minuten,

Wenn seine Weisheit für uns wacht,

Nun wird nicht mehr sein Herz um seine Länder bluten,

Befreit von Feindes Macht.
[309]

Er zürnet auf den Stoff zu Iliaden,

Und seine Menschenfreundschaft heißt

Tyrann den Kriegesgott, der einer Welt zum Schaden

Sich wundersam beweis't.


Glückseligkeit wird seinen Thron erhöhen,

Er blickt herunter, und verschließt

Verborgner Feinde Mund, die ganz verstummt gestehen,

Daß Friedrich furchtbar ist.


Vergeblich seinem Leben nachgetrachtet

Ward von der Schlacht, die um sich fraß,

Wenn Er, ganz Feldherr und ganz Held, nur uns geachtet

Und fechtend sich vergaß.


Er wird uns neu gegeben von den Göttern

Und Lobgesang ist unsre Pflicht,

In Roms und Griechenlands triumphischen Errettern

Find' ich Sein Urbild nicht.
[310]

Quelle:
Anna Louisa Karsch: Gedichte von Anna Louisa Karschin, geb. Dürbach. Berlin 1792, S. 309-311.
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