Wiegengesänglein

[252] Schönster und schönen

Engel dir frönen/

Göttliche Wonne/

Himmlische Sonne/

Aeuglein die gläntzen

heller den Lentzen/

Aeuglein wie Tauben/

Mündlein wie Traube

Göldene Füsse/

Zweymal zwen Küsse/

(Englische Gaben)

werden dich laben.

Schönster der schönen

Menschen dir frönen:

Wollichtes Schäflein

schlummer ein Schläflein

Schäfer und Pfeiffen/

Lieder verschweiffen/

Wiegen vnd wachen/

lustig sich machen/

springen vnd ringen/

klingen vnd singen/

Schäferische Weisen/

Jesu dich preisen:

Dörffer die haben/

nidrige Gaben/

Milch von der Mutter

waschgelbe Butter/

Blumen die gläntzen/

Winter und Lentzen/

kirrende Tauben/

Reben mit Trauben/

Diese fünff Gaben/

sollen dich laben.[252]


Lippen wie Kirschen

röthlich wie Pfirschen/

Bäcklein und Wangen

Purpurgleich prangen/

Händlein wie Seide/

weisser denn Kreide/

Bruderliebs Hertze/

spielend im schertze.

Schäferey weisen/

Jesulein preisen/

Sünde Vergeben/

weben vnd leben/

Eja mein weben!

Eja mein Leben!

Schäferey weisen/

Jesu dich preisen:

Auglein die blincken/

Händlein die wincken/

Mündlein dz schertzet/

Hertzlein das hertzet/

Himmlische Sonne!

Englische Wonne!

Hirte der Hirten/

Cröne mit Myrten/

deinen Poeten/

wende die Nöhten/

ende die Bande/

Sünden unn Schande.

Eja mein Schäflein/

schlummer ein schläflein:

Täubelein Eja!

Träubelein Eja!

Eja es nicket/

Schlafsvoll entzücket.

Quelle:
Johann Klaj: Friedensdichtungen und kleinere poetische Schriften, Tübingen 1968, S. 252-253.
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Friedensdichtungen und kleinere poetische Schriften

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