Schluß.

[322] Hier, lieber Leser! hast Du nun mein Büchelchen ganz. Ich wünsche herzlich, es möge Dir wohlgefallen. Wenigstens hatte ich, als ich es schrieb, die redliche Absicht, Du solltest Freude und Nutzen daraus schöpfen. Ist dieser Endzweck nicht ganz erreicht; so habe Nachsicht. Etwas Gutes steht doch wohl darinn, und sollte auch dies nicht seyn; so kann ich kühn sagen, Du wirst wenigstens nichts finden, das der Unschuld gefährlich, oder dem Schwachen ärgerlich seyn könnte. Also ist es doch ein unschädliches Buch, jedem unschädlich, es müßte denn dem Verfasser Nachtheil bringen können, weil er hie und da ein wenig frey von der Lunge weg geredet hat. Doch dafür laß mich sorgen; die Edlen habe ich wissentlich nicht gekränkt, und die Schurken fürchte ich nicht.[323]

Uebrigens besorge ich, Du mögtest zuweilen ein bisgen böse Laune durchblicken sehen; Aber sollte das seyn; so bedenke, daß ich, während daß ich den Roman meines Lebens schrieb, oft an Leib und Seele gar sehr krank gewesen bin. Wenn dies keine Entschuldigung für den geringen Werth meines Buchs ist; so kann es Dir wenigstens die Hofnung geben, daß ich vielleicht in dieser Welt nicht lange mehr schreiben, und Dich also wahrscheinlich nie wieder mit einem gedruckten Werkgen heimsuchen werde – In jener Welt aber wird wohl nicht von meinen Schriften, sondern von meinen Handlungen die Rede seyn.[324]

Quelle:
Knigge, Adolph Freiherr von: Der Roman meines Lebens, in Briefen herausgegeben. 4 Teile, Teil 4, Riga 1781–1783, S. 322-325.
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