Das Eine Nothwendige

[143] Eine Mahnung.


Traute Brüder, wollt nur Eins!

Minder noch frommt viel, denn Keins!

Viel zerstreut, verwirrt, erschlafft,

Trübt den Blick und lähmt die Kraft.


Eins ist Noth und Eins genügt!

Eins bricht Bahn sich, Eins obsiegt!

Dieses: daß das Recht besteh',

Ob die Welt zu Grunde geh'!


Männiglich ins Auge schau'n

Sonder Trutz und sonder Grau'n,

Herzhaft auf dem Recht bestehn,

Für das Recht zum Richtplatz gehn;
[144]

Meister unsers Bodens seyn,

Von der Weichsel bis zum Rhein,

Von des Histreich fernstem Rand,

Bis zur heil'gen Ostsee Strand;


Schirmen unser Eigenthum,

Unsern Leumund, unsern Ruhm,

Unser Hab' und unser Gut,

Unsern Schweiß und unser Blut;


Los des fremden Jochs, allein

Pflichtig unsern Fürsten seyn:

Habsburg, Zollern, Zäringen,

Wittelsbach, Askanien;


Niemands Herr und Niemands Knecht,

Das ist, traun, des Deutschen Recht.

Nicht zu starr und nicht zu zart

Ist des Deutschen Sinn und Art.
[145]

Daß nun solches Recht besteh',

Solche Art nicht untergeh',

Dieß genügt und dieß ist noth,

Lebend noth und noth im Tod.


So ihr dieß nur, dieß nur meint,

Trotz dann, Brüder, Trotz dem Feind!

Unser Werk wird fürder gehn:

Licht und Recht den Sieg bestehn!


Quelle:
Ludwig Gotthard Kosegarten: Dichtungen. Band 7, Greifswald 1824, S. 143-146.
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Gedichte
Anthologie aus den Gedichten von Ludwig Theobul Kosegarten