83. Wie [144] Scilurus seine 80. Söhne zur Einigkeit vermahnet.

Die Eintracht ist der vornehmsten Tugenden eine / dadurch Regimenter / Fürstenthüme / und der Hauß-Stand bestätiget und erhalten werden. Durch Eintracht (wie das alte Sprichwort lautet) wird ein geringes vergrössert: Durch Zwietracht wird auch das grosse vernichtet und verringert.

Hiervon höret folgende Historiam:

Scilurus, ein weiser Mann hatte achtzig Kinder männliches Geschlechts. Derselbe / wie er in seinem hohen Alter vermerckte / daß er jetzt sterben müste /forderte er alle seine Söhne für sich / und überreichete ihnen ein Bündlein zusammen gebundener Stecken oder Stäbe / befahl einem jeglichen unter ihnen / daß er das also entzwey breche. Wie sie nun sahen / daß solches einem jeglichen unter ihnen unmöglich war /hat er das Bündlein aufgelöset / die Stäbe alle besonders nach einander heraus genommen / einem jeglichen gar leicht zerbrochen. Darauf seine Söhne mit folgenden Worten vermahnet: So ihr / meine lieben Söhne / bey einander stehet / fest zusammen haltet /und die Einigkeit liebet / werdet ihr starck und unüberwindlich seyn. So ihr euch aber durch Zwietracht und Uneinigkeit von einander trennet / werdet ihr leichtlich von einem geringen und schwachen Menschen überwunden werden.


Die Eltern sollen ihren Kindern gute Vermahnungen und reichen Segen hinterlassen.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 144.
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