50. Die Entheilung des Sonntags.

[941] Im Jahr nach unsers Erlösers Geburt 1382, den 13. Jan. ist zu Londen in Engelland an einem Sonntag /als das Volck in grosser Andacht der Bären Hetze zugesehen / das Gerüst eingebrochen / daß acht Personen um das Leben kommen / und unzehlich verletzer und gequetschet worden. Dergleichen hat sich 1438. auf der Fechtschul an einem Sonntag zu Nürnberg begeben / daß ihrer viel erdrückt und beschädigt worden. 1599. zu Kindstatt in Francken / hat eine Spinnerin den Sonntag über gesponnen / und auch ihre Magd darzu gezwungen. Einsten dauchte sie mit einander /es gienge Feuer aus ihrem Spinnrocken / thät ihn aber kein Leid. Den folgenden Sonntag kam das Feur warhafftig in den Rocken / wurde aber bald wieder gelescht / weil[941] sie nun dessen nicht geachtet / gienge den 3. Sonntag das gantze Hauß vom Flachs an / und verbrannte sie mit ihren kleinen Kindern / aber durch sonderbahre Gnade GOttes / wurde ein kleines Kind in der Wiege erhalten/ daß ihme kein Leid geschahe. Starfort in Engelland ist zweymal in einem Jahre / und allezeit auf einen Sonntag abgebrannt / weil man daselbst den Sonntag pflegt zu entheiligen / und das Wort GOttes zu verachten. Zu Revorten in einer andern Stadt / in der Graffschafft Devons gelegen /haben sie jährlich ihren Jahrmarckt an den Sonntag angefangen / mit grosser Eintheilung desselben / welches ihnen ein getreuer Kirchen-Diener verwiesen /und GOttes Straffe angedräuet. Nicht lange nach desselben Tode 1598. den 3. April schickte GOtt ein Feuer dahin / welches 400. Wohnungen fast in einer halben Stunde hinweg genommen / daß nichts stehen blieben / als das Rath-Hauß / Kirchen / das Spital und etliche kleine Häußlein. In dieser Brunst sind etliche 40. Personen jämmerlich geblieben / und viel so löschen wollen / beschädiget worden. Vierzehen Jahr hernach 1612. den 9. Aug. ist eben diese Stadt nochmals abgebrannt / weil die Inwohner mit ihren Schaden nicht klug werden wollen / und die Heiligung des Sonntags ferner verleistet.


Einen Bauersmann der in die Mühl zu gehen und den Sonntag zu mahlen pflegte / ist sein Geträide zu Aschen worden. Einem andern / der Korn am Sonntag in die Mühle trug / ist seine Scheun mit Korn dieselbe Nacht abgebrannt. Einem Bauern / der am Sonntag pflügen wollen / und ein Eisen / das Pflugschaar rein zu machen ergriffen / ist solches Eisen an seiner Hand angewachsen / daß er es mit grossen Schmertzen 2. Jahr also tragen müssen / da er nach vieler brünstigen Gebet / von dieser Plage wieder erlediget worden.

Gedenck des Sabbaths / daß du ihn heiligest / entheiligest du ihn aber / so wirst du nicht ungestrafft bleiben.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 941-942.
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