50.

Ein Gerichte

[127] Ein Kläger kam und sprach: Herr Richter, ich bekenne,

Beklagter soll mir thun, so viel als ich benenne.

Der Richter sprach: So schau und gibs, Beklagter, hin,

Daß du von Schulden los, und ich vom richten bin.

Beklagter sprach: Ich kan zwar keine Schuld gestehen,

Doch geb ich halbes hin, dem zancken zu entgehen.

Wer besser richten kan, der richte drüber frey,

Wer unter dreyen hier der Allerklügste sey.

Quelle:
Friedrich von Logau: Sämmtliche Sinngedichte, Tübingen 1872, S. 127.
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Die tapfere Wahrheit. Sinngedichte. Insel-Bücherei Nr. 614
Sinngedichte / Von Logau, Friedrich (German Edition)